Karlsruher Wochen gegen Rassismus – Retrospektive

Bild: Karlsruher Wochen gegen Rassismus Retrospektive

Karlsruher Wochen gegen Rassismus 2019 – Retrospektive

Die 6. Karlsruher Wochen gegen Rassismus (KWgR) sind vorbei, und ich möchte meine Learnings und Erfahrungen in dieser Retrospektive zusammenfassen.

Da ich Teilnehmer und „offizieller Pressefotograf des Kulturamtes Karlsruhe“ war, werde ich beide Sichtweisen beleuchten.

Generell betrachtet sollte es viel mehr Veranstaltungen wie die KWgR in Karlsruhe, in jeder Stadt in Deutschland, Europa und der Welt geben. Und zwar jedes Jahr, und nicht nur alle zwei Jahre. Das Argument „der Haushalt wurde gekürzt“ hinkt: eine „positive Presse“ einer solchen Veranstaltung ist viel mehr wert, als die schwarze Null im Haushalt. Über die Monate gesehen, sind Schlagzeilen über rechte, rechtsradikale, antidiversitäre und flüchtlingsfeindliche Übergriffe viel schädlicher, als „ein wenig“ Geld und Ressourcen für eine solche Veranstaltung auszugeben. Ja, mag sein, dass die Stadt in ihrem Haushalt sparen muss, da es ja andere Prestigeprojekte gibt. Aber warum sponsort das Land oder der Bund so eine Veranstaltung nicht (mehr)?
Die Aussage „Wir schaffen das“ hört nicht mit der Aussprache dieser geflügelten Worte auf. Da müssen Taten und finanzielle Mittel fließen, und sich nicht nur auf das Engagement Einzelner verlassen werden.

Ein sehr prägendes und leider nicht so schönes Erlebnis musste ich auf der Abschlußveranstaltung – dem Vielfaltfest – miterleben: 
Die Veranstaltung wurde von „Yakagnambé“ eröffnet, einer Schülerperkussionsgruppe aus verschiedenen Karlsruher Schulen. 
Die Vorführung war klasse, das Tollhaus gut gefüllt … bis ungefähr 10 Minuten danach.
Was war geschehen?
Ganz einfach: Kinder und Eltern hatten „ihre“ Vorführung und sind danach nach Hause gegangen. 

Liebe Eltern: was vermittelt ihr denn euren Kindern denn für Werte? 
„Euer“ Kind hat „seine“ Veranstaltung über die Bühne gebracht, man hat damit seine Schuldigkeit gegenüber dem Thema der KWgR getan und kann danach sofort wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Was ist denn mit einem „Miteinander“ einem „danach Andere kennenlernen und sich austauschen“? 

Da eine kritische Auseinandersetzung immer wichtig ist, und nur daraus etwas gelernt werden kann habe ich mit kritischen Worten begonnen.

Die KWgR war eine tolle und auch wichtige Veranstaltung der Stadt Karlsruhe die, aus meiner Sicht, Brücken gebaut und Menschen zusammengebracht hat und ich nehme viele, sehr positive Eindrücke, neue Denkweisen und Ideen für mich mit. 

Die KWgR 2019 aus meiner Teilnehmersicht

Was soll ich sagen: die Erfahrung, mein Projekt als Speaker im Ständehaussaal vortragen zu dürfen war eine erhebende und zugleich auch eine sehr herausfordernde. Klar war, ich würde „Erfahrungen“ aus  Vorträgen über WordPress, Web- oder Servertechnik mitbringen. Und doch hatte ich einen Heidenrespekt vor meinem Vortrag über mein gesellschaftspolitisches Projekt vor einem „nichttechnischen“, vielleicht intellektuellen und mir weitgehend unbekanntem Publikum.

Meine Nervosität ware in den ersten Minuten greifbar. Diese Anspannung hat sich dann aber recht schnell gelegt, und am Ende meines Vortrages war da dieses erhebende, und latentes Gefühl des „ich habe es ganz gut geschafft und meine Botschaft gut rübergebracht“. 
Das Einbinden von Kurzvorträgen von Mirja, Senad und Zolana hat meinen Vortrag in Summe  zusätzlich aufgelockert und ich konnte die Pausen gut zum Runterkommen nutzen.

Das Feedback, nicht nur direkt nach meinem Vortrag, sondern auch noch Tage und Wochen danach war durchweg sehr positiv und hat mich ehrlicherweise überrascht, da meine Eigenwahrnehmung nicht ganz so positiv war.

Tell the long story short: an diesem Abend habe ich direkt gespürt, dass ich mit meinem Projekt „Ich bin Deutsch!“ Menschen erreichen, und sie zum Nachdenken bringen kann. Ich habe gespürt, ass es sich lohnt für seine Sache aufzustehen und darüber zu sprechen. Nicht nur der Sache wegen. Sondern um zu zeigen, dass es in einer Demokratie wichtig und notwendig ist, sich auch ausserhalb von Parteien, Vereinen, Verbänden gesellschaftspolitisch zu engagieren und Menschen zusammenzubringen. 

Das haben wohl auch die Organisatoren der KWgR so gesehen: schon direkt nach meinem Vortrag wurde ich gefragt, ob ich auf der Abschlussveranstaltung mit einem reduzierten Vortrag nochmals 5 Minuten über mein Projekt sprechen wolle. Ja, ich wollte.

An dieser Stelle findet der geneigte Leser die Vortragstexte von Mirja, Senad, Zolana und mir als PDF.

Die KWgR 2019 aus einer generellen und auch speziellen „Presse-Fotografensicht“

Das „Presse-Fotografen-Leben“ ist echt anstrengend und ich bin froh, dass ich damit nicht meine Brötchen verdienen muss. Die zwei Wochen „Ausflug“ haben zwar Spaß gemacht und das sehr positive Feedback darüber, dass meine Bilder „im positiven Sinne anders“ seien, hat mich in meiner Meinung bestärkt, fotografisch auf dem richtigen Weg zu sein.

Wo Licht ist, ist immer auch Schatten: nach zwei Wochen der Doppelbelastung – 8 – 10 Stunden im IT-Hauptjob und abendlichem Fotografieren und „abendlichem abliefern“ von Bildern für Social-Media – war ich echt bedient und der Urlaub danach war mehr als notwendig.

Trotzdem war es wichtig, diese Erfahrung gemacht zu haben. Es war und ist eine sehr gute Idee, die Fotografie „nur“ als Nebenjob auszuführen. So bewahre ich mir den Spaß an der Fotografie, da ich „will“ und nicht „muss“. Dieses Wollen hat sich positiv auf die Motiv- und Bildsprache ausgewirkt.

Meine ganz persönlichen fotografischen Höhepunkte habe ich hier (und auch auf meinem privaten Fotoblog) bereit gestellt: